Vom Kart ins Cockpit: Warum der Traum vom Profimotorsport oft scheitert

Kaum eine Disziplin ist so kostenintensiv wie der Motorsport. Oft entscheidet sich schon im Kindesalter, wer es bis ganz nach oben schafft – und für wen dieser Traum unerfüllt bleibt.

Von Jakob Gutmann

Der Rennsport ist teuer, elitär und körperlich wie mental eine große Belastung: Einer, der sich trotz aller Widrigkeiten bis in den professionellen Rennsport durchkämpfte, ist der 27-jährige Burgenländer Florian Janits. Vom Kartsport über die Formel 4 – wo er unter anderem gegen den heutigen Formel-1-Fahrer Lando Norris antrat – arbeitete er sich bis in die internationale GT4-Serie vor.

Florian Janits im Zweikampf in der Formel-4. (Foto: ADAC Motorsport)

Heute widmet sich Janits zunehmend der technischen Seite des Sports, baut Motoren, tüftelt am Getriebe und versucht das Maximum aus seinen Autos herauszuholen. „Das kann man sich kaum vorstellen – da entscheiden Millimeter oder sogar halbe Millimeter darüber, wie sich das Auto auf der Strecke anfühlt“, sagt er im Interview. Zusätzlich betreut er aktuell zwei junge saudi-arabische Nachwuchsfahrer als Coach.

Seine eigene Karriere begann früh: Mit vier Jahren setzte ihn sein Großvater erstmals in ein Kart – und schon bald darauf bestritt er seine ersten Rennen. Laut Janits kostet eine einzige Saison im Kartsport zwischen 350.000 und 400.000 Euro. In dieser frühen Phase Sponsoren zu gewinnen, sei nahezu unmöglich. Wer es nicht in eine Driver Academy schafft, müsse damit rechnen, über bis zu zehn Jahre hinweg sämtliche Kosten selbst stemmen zu müssen – bevor überhaupt ein Einstieg in den Formelsport realistisch wird. Dort steigen die Ausgaben pro Saison in die Millionen.

David Schumacher, Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Ralf Schumacher, nannte gegenüber SPEEDWEEK.com ebenfalls 350.000 Euro als realistische Summe für eine Kartsaison bei einem Top-Team. Die 2,5 Millionen Euro, die David Schumacher für den Sprung in ein Cockpit eines Spitzen-Teams in der Formel 2 benötigte, konnte selbst er mit dem prominenten Namen Schumacher nicht aufbringen. Janits empfiehlt daher jedem, der ernsthaft mit dem Motorsport beginnen möchte, so früh wie möglich den Anschluss an eine Driver Academy zu suchen.

Driver Academies sind Nachwuchsprogramme, die junge Talente frühzeitig fördern und gezielt auf eine Profikarriere im Motorsport vorbereiten. Sie bieten neben fahrerischem Training auch Unterstützung in Bereichen wie Fitness, Medienarbeit und Technik. Ziel ist es, potenzielle zukünftige Werkspiloten oder Formel-1-Fahrer systematisch aufzubauen und langfristig an das Team zu binden.

Wie viele Motorsport-KennerInnen ist auch Janits überzeugt: Driver Academies sind der beste Weg, um junge Talente langfristig zu fördern. Er betont, dass junge Fahrer durch diese Programme gemeinsam Sponsoren gewinnen und auf eine professionelle Infrastruktur zugreifen können – etwas, das für Einzelkämpfer kaum erreichbar wäre.

Mittlerweile gibt es diese Einrichtungen nicht nur bei nahezu allen großen Formel-1-Rennställen – etwa Ferrari, McLaren oder Red Bull – sondern auch bei aktiven und ehemaligen Fahrern wie Fernando Alonso oder Nico Rosberg, die gezielt in die nächste Generation investieren.

Denn obowohl Motorsport weltweit zu den populärsten Sportarten zählt, geht er in Sachen öffentlicher Unterstützung weitgehend leer aus. Andere Disziplinen wie etwa Fußball, die vergleichsweise geringe Einstiegskosten haben, werden jedoch stark gefördert.

Mentale Belastung: Die stille Hürde

Neben den finanziellen Hürden sind es auch psychische Belastungen, die viele junge Talente ausbremsen. Leistungsdruck, hohe Erwartungen und wenig soziale Rückzugsräume machen den Motorsport zu einer mental fordernden Umgebung. Studien zeigen, dass etwa 40 Prozent der jugendlichen LeistungssportlerInnen gesundheitliche Probleme haben – rund neun Prozent weisen sogar Symptome eines Burnouts auf. Faktoren wie intensives Training, ständige Bewertung und soziale Isolation verstärken diesen Druck zusätzlich.

Doch es gibt auch Ausnahmen: Janits hat den Großteil seiner Jugend dem Motorsport gewidmet, empfand dies aber nie als Last. „Es hat mir einfach Spaß gemacht“, erinnert er sich. „Ich wollte so viel Zeit wie möglich auf der Strecke verbringen.“

Rennstart am Nürburgring. (Foto: Pixabay)

Meistens reiste er gemeinsam mit seinem Fitnesstrainer Georg Lanschützer – der auch Ski-Legende Hermann Maier betreute – bereits dienstags zu den Rennwochenenden an. Der Mittwoch diente der Akklimatisierung und Vorbereitung, ab Donnerstag ging es auf die Strecke.

Motorsport verlangt nicht nur körperliche Höchstleistungen, sondern ist auch eine enorme Kopfsache. Für Janits war der regelmäßige Austausch mit Lanschützer der beste Weg, mit Druck umzugehen. „Georg war immer ehrlich und objektiv. Er wusste genau, was er sagen musste – und wann.“ Er sei so etwas wie sein Mentor gewesen, sagt Janits: „Ohne ihn vor Ort wollte ich gar nicht fahren.“

Motorsportstars gelten zwar oft als Einzelkämpfer, doch hinter jedem Erfolg steht ein ganzes Team – und ein großes Netzwerk, das jungen Talenten nicht immer offensteht. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, braucht es mehr Förderung am Einstiegspunkt und breitere Unterstützung auch für Familien mit weniger Budget.