Nachhaltigkeit, niedrige Preise, Einzelstücke: Immer mehr Menschen sind zu Second Hand hingezogen. Second Hand, gilt als letzter Schritt des Textilkreislaufes und verlängert die Lebensdauer eines Kleidungsstückes. KonsumentInnen haben inzwischen viele Möglichkeiten, aus zweiter Hand zu kaufen. Neben Vintage Läden gibt es inzwischen Apps wie Vinted und Depop, auf denen Personen Kleidung nicht nur kaufen sondern auch weiterverkaufen können, boomen. Inzwischen sind auf Depop laut Business-Apps weltweit 45 Millionen Menschen registriert – im Jahr 2020 waren es noch 26 Millionen. Dieses Wachstum zeigt sich auch im Marktvolumen der Branche, welches laut Handelsverband in Österreich bei zwei Milliarden Euro liegt.
Wie nachhaltig ist Zweite Hand?
Michaela Knieli beschäftigt sich als Fachberatung für Ernährung und Ökotextilien bei DIE UMWELTBERATUNG intensiv mit den ökologischen Auswirkungen der Textilindustrie. Zur Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Second-Hand-Mode meint sie: „Das beste Kleidungsstück fürs Klima ist das, was nicht frisch produziert werden muss.“ Laut der Europäischen Umweltagentur verursachte die Herstellung und der Verbrauch von Textilien im Jahr 2020 rund 121 Millionen Tonnen CO₂. Etwa die Hälfte davon entfiel auf Kleidung. Durch die Wiederverwendung der Kleidungsstücke werden jedoch Produktionsschritte eingespart, wodurch dieser Betrag sinkt. Zu diesen Schritten gehören in etwa die Herstellung von Fasern sowie das Färben, Bleichen und Reinigen der Stoffe. Demnach sei es sinnvoll, die Kleidung möglichst lange im Kreislauf zu behalten, erklärt Knieli.

Wutai Vintage, ein bekanntes Second-Hand Geschäft im 5. Bezirk in Wien: Kleidung und weiteres. Credits: Madeleine Gaßner
Steigendes Interesse, steigender Konsum
Auf TikTok boomen extensive Second-Hand-Hauls. Diese findet man unter dem Hashtag #thrifthaul, welcher inzwischen über 760.000 Aufrufe vermerkt (Stand Mai 2025). Die zahlreichen Kleidungsstücke werden in diesen Hauls präsentiert, oftmals mehr als zehn Kleidungsstücke per Video. Durch dieses Handeln wird die Lebensdauer der Klamotten jedoch nicht unbedingt verlängert, da sie hierfür auch getragen werden müssten. Stattdessen werden sie oft bald wieder ausgemistet, wie man teilweise in den folgenden Videos der Personen sieht. Außerdem führt es zu einer höheren Nachfrage, was mehr Produktion bedeutet. Das macht es nicht sonderlich nachhaltig, sondern hat einen gegenteiligen Effekt.
Zoe S. erfuhr durch besagte Haul-Videos von Second-Hand-Kleidung – doch nachhaltig zu Leben ist ihr sehr wohl ein Anliegen. Second-Hand-Mode biete ihr die Möglichkeit, für sie neue und günstige Kleidung zu kaufen, und gleichzeitig etwas für die Umwelt zu tun, wie sie sagt:. „Ich kaufe ab und an meine Klamotten secondhand. Es gibt inzwischen so viel Auswahl, das macht es recht einfach. Meine ausgemistete Kleidung spende oder verkaufe ich auch, das macht einfach Sinn.“ Während die Meinungen über die Rolle von Second-Hand-Mode in der Gesellschaft relativ gleich sind, spalten sie sich über die Repräsentation auf den sozialen Medien. Zu der Kritik, Second-Hand-Mode diene oftmals nur als Rechtfertigung für übermäßigen Konsum, sagt sie: „Das, was in den sozialen Medien zu sehen ist, finde ich erschreckend. Niemand braucht so viel Kleidung. Ich glaube, es ist eher, um Aufmerksamkeit zu bekommen, nicht wirklich für Umweltschutz.“
Aufrichtig oder Ausrede?
Second-Hand-Mode zeigt, dass Kleidung mehr als nur ein Wegwerfprodukt sein kann. Doch je stärker der Gebrauchtmarkt von Trends, Schnelllebigkeit und Überfluss geprägt wird, desto deutlicher wird: Die eigentliche Frage ist nicht nur, woher wir unsere Kleidung beziehen – sondern, welche Rolle Kleidung für uns spielt. Dient sie vorrangig der Identität, dem Status, der Selbstdarstellung? Solange Kleidung vor allem Mittel zum ständigen Ausdruck von Neuem bleibt, wird auch Second Hand zur Ware im schnellen Kreislauf.
Quellen:
https://secondplus.de/second-hand-info/was-ist-second-hand/
https://www.handelsverband.at/presse/presseaussendungen/secondhand