Palliativ- und Hospizteams begleiten Menschen in ihrer letzten Lebensphase – mit Zeit und Menschlichkeit. Diese Unterstützung ist nicht nur für die Sterbenden da, sondern auch für ihre An- und Zugehörigen.
Ein kleines Häuschen am Land mit großem Garten. Bei der Begrüßung bekommt jeder ein Paar Hausschuhe. Im Hintergrund läuft das Radio, am Tisch stehen Johannisbeersaft und Teigtaschen, gefüllt mit Marmelade. Josef* sitzt am Küchentisch – der Blick müde, aber ruhig. Er war lange im Krankenhaus und wurde dann mit der Diagnose Lungenkarzinom im fortgeschrittenen Stadium entlassen. Josef ist unheilbar krank und seine Lebenszeit deutlich begrenzt.
Für solche Situationen gibt es das Palliativteam. Im Krankenhaus wurden Josef und seine Frau Renate* über die mobile palliative Betreuung informiert und vier Tage darauf besuchte die beiden die Palliativfachkraft Marion Würzl. Plötzlich war da jemand, der wusste, was nun zu tun ist.

Leben, wenn Heilung nicht mehr möglich ist
Die Palliative Care und Hospizbetreuung arbeiten eng zusammen. Die Palliativversorgung fokussiert sich zu einem großen Teil auf die medizinische Betreuung – die sogenannte Symptomkontrolle, während die Hospizbegleitung den Schwerpunkt auf die psychosoziale Begleitung legt. Gemeinsam ermöglichen sie eine umfassende Betreuung in der letzten Lebensphase.
Palliativbetreuung gibt es sowohl stationär im Krankenhaus als auch mobil. Bei der mobilen Betreuung soll den Patient:innen ermöglicht werden, die letzte Lebenszeit zu Hause zu verbringen.
Laut Statistik Austria erkranken in Österreich rund 45.000 Menschen jährlich an Krebs. Ein Teil von ihnen kann nicht mehr geheilt, sondern „nur noch“ begleitet werden. Genau dieses „nur noch“ ist oft ein Missverständnis. „Viele Menschen verbinden Palliative Care immer gleich mit dem Sterben“, erklärt Würzl, Leitung des mobilen Palliativteams Freistadt, „aber eigentlich geht es ganz, ganz viel ums Leben.“ Palliativpflege bedeutet, Menschen auf ihrem letzten Lebensweg medizinisch und psychosozial zu betreuen – möglichst schmerzfrei und selbstbestimmt. Das bezieht sich aber nicht nur auf Menschen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung.
Auch An- und Zugehörige bekommen in dieser herausfordernden Zeit Unterstützung – damit sind nicht nur Familienmitglieder, sondern auch Freund:innen oder andere Bezugspersonen gemeint, die einem in dieser schwierigen Zeit zur Seite stehen.
„Wir sind dafür da, dass diese letzte Zeit eine gute sein kann, einfach mit Lebensqualität verbunden“, so Hospizkoordinatorin Birgit Reitmann.
Begleitung für die Begleiter:innen
Josef war vor seiner Diagnose nie ernsthaft krank. Er hat ein Leben geführt wie jeder andere, bis plötzlich alles anders war.
Wenige Tage nach dem ersten Kontakt bekommt Josef palliative medizinische Versorgung – auch seine Frau Renate* erhält Unterstützung: „Ich habe mich sehr getragen und gehalten gefühlt.“
Neben dem Palliativteam gibt es auch ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen. „Das kostbarste Gut, das wir im Moment haben, ist, unsere Zeit zu schenken“, erklärt Reitmann. Die Hospizbegleitung nimmt sich Zeit, um Patient:innen, An- und Zugehörigen Gehör zu schenken – das ganze ohne Entgelt. Reitmann aber meint: „Es kommt ja ganz viel wieder retour.“ Bezahlung spielt im Ehrenamt keine Rolle.

Zwischen Nähe und Abgrenzung
Die Arbeit ist herausfordernd. Emotionale Nähe gehört dazu, manchmal ist sie sogar unverzichtbar. „Man braucht Nähe, um sich überhaupt auf die Patient:innen einlassen zu können“, meint Reitmann. Genau das mache die Arbeit so wertvoll. Würzl findet Ausgleich durch Spazieren in der Natur oder auch Sport. Das helfe, den Kopf freizubekommen.
Nicht nur die Fachkräfte, auch An- und Zugehörige meinen, dass, wenn man dem Tod einmal so nahekommt, man erst wieder die kleinen Dinge des Lebens schätzen lernt. Viele der Patient:innen bereuen am Ende Dinge, die sie nicht gemacht haben. Reitmann sagt: „Da lernt man schon, die Tage bewusster zu leben.“

Der Anfang am Ende
Palliativ- und Hospizarbeit sollen nicht für ein Ende des Lebens stehen, sondern für den Anfang einer wertvollen Begleitung, um dem Leben bis zuletzt Wertschätzung zu schenken.
*Namen wurden geändert