Elektromobilität verändert die Welt – doch der Wandel bringt neue Herausforderungen

Mit ambitionierten Vorgaben möchte die Europäische Union den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor so schnell wie möglich einrichten. Dabei setzt sie zentral auf Elektromobilität. Doch das bringt auch Risiken mit sich.

Von Anastasija Baumgartner

E-Autos beim Aufladen

Strategien für ein klimaneutrales Europa

In der EU sollen bis 2035 keine neuen Verbrenner zugelassen werden. Dies ist ein Teil der „Fit for 55“-Strategie, die für einen klimaneutralen Verkehrssektor sorgen soll. Dragan Simic, Koordinator und Senior Wissenschaftler bei Austrian Institute of Technology, unterstützt diesen Entschlussder EU, doch jedoch: „Möglich wäre es bis 2035 auf treibstofffreie Autos umzustellen, jedoch steckt dahinter eine riesige Industriekette und muss im Zuge dessen komplett umgestellt werden.“

Die Automobilbranche .Mittlerweile investieren große Hersteller Milliarden in neue Plattformen, darunter Batteriefabriken und Softwarelösungen. Im Jahr 2023 haben europäische Automobilhersteller über 130 Milliarden Euro in die E-Mobilität investiert, laut einer Analyse von der non-government Organisation „Transport & Environment“, sagt Simic von AIT. Jedoch würden technologische Innovationen allein nicht ausreichen. Vielmehr brauche es eine systematische Transformation, die auch Verkehr verringert, heißt es in einem Bericht (?) des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt, Energie. 

Was ist mit den Rohstoffen und dem Recylen?

Kinderarbeit im Kongo

Lithium, Kobalt und Nickel – drei Rohstoffe, die in die Batterien der E-Autos verwendet und verbaut werden. Vielen ist dennoch nicht bewusst, dass der Abbau dieser Materialien unter ökologischen, sozialen und fragwürdigen Bedingungen geschieht. Und das alles geschieht nicht nur für die Materialien, die für ein E-Auto benötigt werden, sondern auch für Verbrenner. Beispielsweise arbeiten in der Demokratischen Republik Kongo regelmäßig über 300.000 Minderjährige, um den Rohstoff für Batterien zu fördern, laut einer veröffentlichten Pressemitteilung von UNICEF. Agnés Callamard, Generalsekräterin von Amnesty International, betont:

„Viele Menschen in der Demokratischen Republik Kongo wurden in der Kolonial- und Postkolonialzeit grausam ausgebeutet und misshandelt. Bis heute werden ihre Rechte missachtet und Erträge aus lokalen Bodenschätzen werden ihnen vorenthalten.“

Amnesty International erwähnt im Jahr 2016 in dem Bericht „This is what we die for“, dass Unternehmen sich nicht hinter dem Argument verstecken sollten, dass es in komplexen Lieferketten unmöglich sei, Kinderarbeit zu verhindern. Nach wie vor ist dies jedoch eine Schattenseite, die moralisch nicht vertretbar ist, da Kinderarbeit in heutiger Zeit nicht in Frage kommen sollte.

Ansicht einer Batterie im E-Auto

Dragan Simic betont, dass das Recyling-System von Batterien bei E-Autos nach wie vor noch nicht ausreichend entwickelt worden ist und dies noch einige Zeit braucht, bis dafür umweltbewusstere Pläne vorliegen. Doch das „Recycling Problem“ ist so wie bei E-Autos als auch schon bei Verbrennern eine Komplikation. 

Ungleichmäßige Verteilungen der E-Ladestationen


E-Ladestation in Wien

Neben den Hauptdebakel der Produktion der E-Autos herrscht nach wie vor eine ungleiche Verteilung von E-Ladestationen. Dies zeigt sich auch in Österreich – Menschen in urbanen Regionen können leichter auf E-Autos umsteigen, da es hier mehr Ladestationen gibt als in ländlicheren Regionen. Und das ist immer noch einer der Hauptgründe, weshalb sich viele Menschen gegen die Anschaffung eines E-Autos entscheiden. 

Peter Baumgartner, Besitzer eines Teslas, verdeutlicht, dass Strecken mit einem E-Auto im Vorhinein immer geplant sein müssen, damit die Reichweite bis zur nächsten Aufladestation ausreicht:

„Einerseits ist es praktisch, um nach drei bis vier Stunden Auto fahren eine Pause einzulegen, um sich zu bewegen. Jedoch ist es ab und an dann doch mühsam ein E-Auto zu besitzen, da man beispielsweise früher losfahren muss, um von A nach B pünktlich für einen Geschäftstermin anzukommen.“

Hinter der Produktion bis hin zum Benutzen und Entsorgen von E-Autos existieren noch einige offene Fragen, die noch ausgearbeitet und getestet werden müssen. Dragan Simic bekräftigt dennoch, dass E-Mobilität die Gesellschaft nicht mehr loslassen wird und dies die Zukunft sein wird müssen: „Ansonsten vernichten wir uns selbst.“

Interviewpartner:

Dragan Simic, Koordinator und Senior Wissenschaftler bei Austrian Institute of Technology (AIT)
https://www.ait.ac.at/themen/propulsion-technologies/services-im-bereich-multiphysikalische-simulation 

Peter Baumgartner, Besitzer eines Tesla-Models

Quellen:

https://www.transportenvironment.org/articles/carmakers-ev-investments-is-europe-falling-behind

https://wupperinst.org/suche/?id=85&tx_kesearch_pi1%5Bsword%5D=E-Mobilit%C3%A4t&tx_kesearch_pi1%5Bpage%5D=1&tx_kesearch_pi1%5BresetFilters%5D=0&tx_kesearch_pi1%5BsortByField%5D=&tx_kesearch_pi1%5BsortByDir%5D=&tx_kesearch_pi1%5Bfilter_1%5D=&tx_kesearch_pi1%5Bfilter_3%5D=&tx_kesearch_pi1%5Bfilter_2%5D=

https://www.amnesty.ch/de/laender/afrika/demokr-rep-kongo/dok/2023/schwere-menschenrechtsverletzungen-bei-der-foerderung-von-kobalt-und-kupfererz

https://positionen.wienenergie.at/grafiken/oeffentliche-e-ladestellen-in-oesterreich/?utm_source=chatgpt.com