Wie Drohnen, Sensoren und Vertical Farming die Landwirtschaft revolutionieren

Moderne Technologien machen die Landwirtschaft effizienter – und gleichzeitig umweltfreundlicher. Landwirte und Forscher zeigen, wie nachhaltige Innovationen schon heute Böden, Wasser und Klima schützen.

Von Lea Deutschmann

Ein lauter Summton über dem Feld. Dann schwenkt die Drohne langsam nach rechts, misst Temperatur und Feuchtigkeit des Bodens und sendet die Daten in Echtzeit auf den Laptop von Landwirtin Anna Keller. Seit zwei Jahren setzt sie auf digitale Technologien, um ihre Weizenfelder im südlichen Niedersachsen präzise und ressourcenschonend zu bewirtschaften. „Ich kann heute genau sagen, wo mein Boden Wasser braucht – und wo nicht. Früher haben wir viel zu gleichmäßig gewässert und gedüngt. Das war ineffizient und hat der Umwelt geschadet“, sagt Keller.

Technologien wie diese gelten als Schlüssel zu einer klimafreundlichen Zukunft der Landwirtschaft. Die Branche steht vor enormen Herausforderungen: Der Klimawandel erschwert den Anbau, Wasser wird knapper, gleichzeitig wächst der weltweite Bedarf an Lebensmitteln. Laut FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) muss die globale Agrarproduktion bis 2050 um rund 60 % steigen, um die Bevölkerung zu ernähren – und das möglichst ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln oder das Artensterben zu verschärfen.

Weniger Pestizide, mehr Präzision

Ein wichtiger Baustein: Precision Farming, also der gezielte Einsatz von Ressourcen mithilfe digitaler Technologien. Dazu gehören neben Drohnen auch Sensoren, KI-basierte Analysen und automatisierte Erntemaschinen. „Wir erkennen Schädlingsbefall heute frühzeitig durch Satellitenbilder und Drohnenaufnahmen. Das reduziert den Einsatz von Pestiziden erheblich“, erklärt Prof. Dr. Laura Heinrich vom Leibniz-Zentrum für Agrartechnologie. In einem Projekt in Brandenburg konnten Landwirte den Pestizideinsatz um bis zu 40 % senken – bei gleichzeitig stabilen Erträgen.

Alternative Anbaumethoden: Vertical Farming und Aquaponik

Neben effizienteren Methoden auf dem Feld gewinnen auch völlig neue Anbaumethoden an Bedeutung. Besonders in städtischen Gebieten wird Vertical Farming zum Hoffnungsträger. In übereinandergestapelten Ebenen wachsen Salate und Kräuter in geschlossenen Systemen – mit LED-Licht, exakt dosierter Nährstoffzufuhr und ohne Pestizide. „Der Flächenverbrauch ist minimal, der Wasserbedarf bis zu 90 % geringer als in der herkömmlichen Landwirtschaft“, sagt Tim Nguyen, Gründer eines Vertical-Farming-Start-ups in Berlin.

Ein weiterer innovativer Ansatz: Aquaponik, die Kombination aus Fischzucht und Gemüseanbau. Die Exkremente der Fische düngen die Pflanzen, die wiederum das Wasser reinigen. Dieses Kreislaufsystem spart Ressourcen und kann lokal in urbanen Räumen betrieben werden – ohne lange Transportwege.

Was hemmt die Umsetzung?

Trotz vielversprechender Entwicklungen gibt es Hürden. Die Technik ist oft teuer, Schulungen sind notwendig, und kleinere Betriebe fühlen sich überfordert. Landwirtin Keller kennt die Herausforderungen: „Ich hatte anfangs Angst, mich zu sehr auf Technik zu verlassen. Aber inzwischen sehe ich: Es lohnt sich – ökologisch und wirtschaftlich.“

Fazit: Nachhaltigkeit durch Hightech

Die Zukunft der Landwirtschaft wird digital – aber nicht automatisch nachhaltig. Entscheidend ist, dass Technologien klug eingesetzt werden, um sowohl Produktivität als auch Umweltschutz zu fördern. Der Wandel ist in vollem Gange, doch er braucht politische Unterstützung, Forschung – und Pioniere wie Anna Keller.