„BookTok“ hat seit Beginn der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen und prägt die Buchbranche seither nachhaltig. Immer jüngere Menschen posten Content zu Büchern auf der Social Media Plattform Tiktok. Bücher werden mit einander verglichen, kritisiert, in den Himmel gelobt oder sogar von Autor:innen beworben. Auch Buchhändler:innen kommen an dem Trend nicht vorbei.

Bianca Braunshofer ist Buchhändlerin bei o*books im 2. Wiener Bezirk Leopoldstadt. In dem Buchladen, den es seit 2022 gibt, legt der Fokus auf Literatur kleinerer Verlage und Autor:innen. „Wir haben uns von Anfang an zum Ziel gesetzt, Stimmen und Inhalte, die sonst verdrängt werden, eine Bühne zu bieten – feministische, queere, inklusive oder antirassistische Themen, kurz gesagt – Diversitätsthemen“, erzählt Braunshofer im Interview.
Eine jener kleineren Autor:innen, dessen Buch bei o*books zu kaufen gibt, ist Sarah C. Rose. Kaum eine andere Person ist in der österreichischen BookTok-Community so vertreten wie sie.

© sarahs.bookspace
„Ohne BookTok geht gar nichts.“
Sarah C. Rose ist Autorin, ihr Debütroman
„A heart full of light“ erscheint am 14. Juni 2025 beim Verlag Nova MD. Es ist ein sogenannter „Romantasy“-Roman – ein Genre, das Romance und Fantasy verbindet und auf BookTok mit über einer Million Posts sehr beliebt ist. Rose begann als Buchbloggerin auf TikTok und hat mittlerweile rund 16.000 Follower:innen. „Es dreht sich alles um BookTok. Damit hat es angefangen, ohne das geht gar nichts – ob beim Bloggen oder bei der Bewerbung des Buches“, erklärt sie. Das eigene Buch sei ursprünglich als Spaß-Idee entstanden und wäre nur auf der eigenen Website und auf Amazon verfügbar gewesen. Der Kontakt zum Verlag Nova MD sei reiner Zufall gewesen – mittlerweile seien schon ein zweiter und dritter Band in Planung. Was Sarah C. Rose in dem Publishing-Prozess besonders schätzt, ist die kreative Freiheit: „Mir redet keiner rein – das ist richtig cool.“
#EnemiesToLovers – Tropes zur Vermarktung
Zur Bewerbung ihres Buches nutzt Sarah C. Rose auf ihren Online Plattformen sogenannte „Tropes“ – typische Handlungsmuster in Romanen. Besonders beliebt im Romance-Bereich sind etwa Tropes wie „Enemies to Lovers“ oder „He falls first“ – „Von Feinden zu Liebenden“, wenn sich die beiden Protagonist:innen zu Beginn nicht ausstehen können, sicher aber im Laufe der Geschichte verlieben, oder „Er verliebt sich zuerst“. Sie dienen Autor:innen oder Leser:innen als „Werkzeuge“, um beliebte Handlungsmuster schnell wiederzuerkennen und finden.
„Das ist wie eine Mini-Inhaltsangabe in Stichworten. Zu wissen, welche Tropes mir gefallen, ist für mich beim Schreiben und Bloggen ausschlaggebend“, sagt sie. Sie helfen ihr außerdem, gezielt Bücher für ihre Blogging-Rezensionen auszuwählen, die ihrem Geschmack entsprechen. Die Angst, etwas zu verpassen, habe sie inzwischen nicht mehr: „Ich weiß, was ich lesen mag und was nicht.“
Bianca Braunshofer sieht die Fokussierung auf Tropes differenzierter: „Einerseits ist es cool, weil man weiß, was einen erwartet. Besonders wenn sich Leser:innen mit bestimmten Tropes identifizieren, kann das verbindend sein“. Andererseits würden solche Werke oft rein der Unterhaltung dienen. „Meine Frage ist dann, ob die Menschen dann auch etwas Literarisches lesen, wo es vielleicht keine Tropes, aber dafür ganz andere Dinge zu entdecken gibt?“
Wenn Literatur Wellen schlägt
Auch bei gehypten Büchern sieht Braunshofer Vor- und Nachteile: „Hier gibt es wieder so eine Gleichzeitigkeit: Einerseits finde ich schade, wenn in der gehypten Literatur immer dieselben tradierten Rollenbilder reproduziert werden. Andererseits ist es schön, dass dabei mehr, und ganz besonders junge Menschen lesen und den Buchhandel unterstützen.“ Diese Veränderung wird auch in den Verkaufszahlen deutlich. Laut Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HBV) konnte der österreichische Gesamt-Buchmarkt 2024 ein Umsatzplus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Zwischen den Warengruppen schneidet die Belletristik, also fiktionale Unterhaltungsliteratur, mit einem Plus von fast zehn Prozent am besten ab. Dazu zählen etwa der Roman oder die Erzählung dazu.
Für Rose sind es „das Knistern und die Tension, die in Büchern stecken können“, die sie am Bloggen und Schreiben begeistern. Braunshofer schätzt an ihrer Arbeit besonders die schnellen, tiefgehenden Gespräche mit Kund:innen: „Was man gerne liest, ist sehr persönlich. Es dauert nicht lange, bis man tiefsinnige Dinge bespricht. Das mag ich so an meinem Beruf.“ Was beide Frauen verbindet, ist ihre profunde Liebe zur Literatur – auf unterschiedliche, aber leidenschaftliche Weise.
Info:
Die Wortneuschöpfung aus „Book“ und „TikTok“ beschreibt jeglichen Literatur-Content auf der Social-Media-Plattform TikTok. Der Hashtag #BookTok wurde bereits in über 55,8 Millionen Posts verwendet, #booktokaustria kommt auf mehr als 16,7 Tausend.
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