Ballkleider, große Reden und Auszeichnungen – wenn aufs Neue die Stunde für Österreichs prestigereichsten Musikpreis schlägt, versammelt sich die geballte nationale Musikszene in der Hauptstadt. Die Verleihung des Amadeus-Awards zählt seit der Einführung im Jahr 2000 zu den wichtigsten Musikevents des Landes – doch was genau bringt der Gewinn den Musiker*innen?
Mit der zunehmenden Relevanz des Musikpreises stellt sich vermehrt die Frage, welchen Einfluss der Gewinn des Preises auf die Künstler*innen hat. Artists, die einen Amadeus-Award erhalten, haben bereits drei Erfolge errungen: Sie haben in den Verkaufszahlen angeführt, eine im Vorfeld abstimmende Fachjury überzeugt und die Zuschauer*innen und Fans auf ihrer Seite vereint. Mit einem solchen Preis kommt dementsprechend nicht nur eine schöne Trophäe, die man sich ins Regal stellen kann; er ist ein Indikator für den eigenen Stellenwert in der Branche.
Eingeführt wurde der Preis vom Verband der Österreichischen Musikwirtschaft IFPI Austria. Nach mehreren Wechseln in der Produktion und Ausrichtung liegt die Fernsehübertragung seit 2017 wieder beim Österreichischen Rundfunk ORF. Die Amadeus-Awards zeichnete bis zum Jahr 2008 auch internationale Musiker*innen aus, seit dem Jahr 2009 fokussiert er sich ausschließlich auf die österreichische Musikszene.
Fm4-Musikredakteurin Lisa Schneider sagt im Interview, ein Amadeus-Award hänge direkt mit einem zukünftigem Karriereaufstieg zusammen: „Das sind diese drei Sachen, die zusammenkommen. Das sagt aus, dass dort Fans sind. Und was wollen Agenturen oder Booking Agenturen? Die wollen wissen, dass wir zu den Konzerten gehen, wenn sie es buchen.“
Der FM4-Award: Publikum statt Jury
Eine Kategorie des Amadeus ist der Fm4-Award. Die Zuhörer*innen des Radiosenders bestimmen diesen zu 100 Prozent per Voting – damit hebt er sich von den anderen Kategorien ab. „Wir sehen unseren Award sehr als Zukunfts-Award – als eine Investition in unsere musikalische Zukunft und in unsere Newcomer“, erklärt Schneider. In einer Vorauswahl stellt sie mit ihrem Team 20 Newcomer*innen zur Wahl auf, die Entscheidung über den Gewinn liegt danach bei den Fans.
Lisa Schneider über den FM4-Award
Instagram: amadeusawards
Der 19-jährige Singer-Songwriter Oskar Haag durfte im Jahr 2023 die Fm4-Trophäe mit nach Hause nehmen. Damit hält er den Rekord des jüngsten Amadeus-Gewinners seit Einführung des Preises. „Das war ein irres Gefühl. Die Leute sind zwar immer so cool und tun ganz entspannt, wenn’s um so etwas geht. Aber natürlich will man auch gewinnen“, beschreibt er.
Das Publikums-Voting mache den Preis für ihn noch etwas besonderer, es gehe eben nur darum, wie gut die Leute seine Musik fänden – ganz unabhängig von Statistiken und Verkaufszahlen.

Oskar Haag mit seiner Trophäe, © AAMA / Clemens Schmiedbauer
In Bezug auf direkte Auswirkungen seines Gewinns betont er vor allem die mediale Aufmerksamkeit, die mit dem Preis einhergeht. Dass der Gewinner des Fm4-Awards bereits vor der offiziellen Verleihung verkündet verstärke dies zusätzlich. „Auf dem Red Carpet beim Amadeus wollen die Leute dann automatisch viel mehr Interviews mit dir führen, das hat natürlich schon eine gewisse Reichweite. Und dadurch kommen wieder irre viele Leute, die dich vorher nicht kannten und die deine Musik dann mal anhören.“
Das Phänomen des kurzen Aufschwungs
Im Gespräch mit Schneider und Haag wird klar: Trotz eines kurzfristigen Aufschwungs ist ein Amadeus-Award kein Garant für eine nachhaltig erfolgreiche Karriere. „Man muss einfach den Moment für sich gut nutzen und da ansetzen, denn auf einmal kennen Menschen deinen Namen. Aber es ist total schwierig, so in Zahlen zu messen, was es jetzt wirklich gebracht hat“, beschreibt Musikredakteurin Schneider das Phänomen.
Auch für den jungen Musiker Haag steht fest: „Es ist dann halt doch nur ein Award – lässt sich recht gut in Pressetexten schreiben.“ Der Ehrgeiz stecke in ihm, in Zukunft auch noch einen weiteren Amadeus zu gewinnen. Wichtig sei dabei aber eines: „Es ist nicht mein Drive, Musik zu machen, um Awards zu gewinnen. Das wäre ziemlich schrecklich. Aber freuen tue ich mich natürlich schon darüber, wenn es dann passiert.“
Die Zukunft des Preises
Der Gewinn eines Amadeus-Awards bringt zweifelsohne erhöhte mediale Sichtbarkeit mit sich, die künftige Erfolge begünstigen kann – auch wenn sich konkrete Auswirkungen nur schwer quantifizieren lassen. Deutlicher zeigt sich ein Einfluss etwa beim Eurovision Song Contest: Der Sieg von Conchita Wurst im Jahr 2014 etwa führte dazu, dass ihr Debütalbum Conchita innerhalb weniger Tage nach Veröffentlichung Platinstatus in Österreich erreichte und in zahlreichen europäischen Ländern sowie Australien die Charts eroberte.
Auch der diesjährige Gewinner Johannes „JJ“ Pietsch weist auf das Potenzial solcher internationalen Awards hin: Noch zu Jahresbeginn war er in Österreich weitgehend unbekannt – heute gilt er als aufstrebender Star. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der mediale Rückenwind des Amadeus Awards künftig weiterhin Karrieren beflügeln kann – oder ob neue Formate und Plattformen zunehmend an Bedeutung gewinnen und dem Preis langfristig den Rang ablaufen.
Quellen
Foto: © AAMA / Clemens Schmiedbauer
Video: Instagram Account des Amadeus – https://www.instagram.com/amadeusawards/reel/C5_YgKUN0M0/
FM4: https://fm4.orf.at/stories/3045252/
ORF: https://der.orf.at/unternehmen/aktuell/amadeus100.html
Music Austria: https://www.musicaustria.at/25-amadeus-austrian-music-awards-nominierungen-verkuendet-und-start-des-publikumsvotings/
Im Gespräch: Lisa Schneider, Musikredakteurin FM4; Oskar Haag, Musiker und Gewinner des FM4-Preises im Jahr 2023