Katzencafés verbinden Tiere mit Kaffeekultur und verdienen damit gutes Geld. Doch Tierwohl und Profit lassen sich nicht immer miteinander vereinbaren.

Katzencafés sind eine beliebte Alternative, wenn die eigene Wohnung zu einsam oder ein normales Café zu langweilig wirken. Stattdessen kann man dort mit Katzen spielen, sie streicheln oder einfach beobachten. Auch in Wien hat sich das Konzept etabliert. Die süßen Vierbeiner können aber leicht von möglicher Kritik ablenken, denn wie tierfreundlich ist ein solches Geschäftsmodell wirklich?
Die Idee, Katzen und Cafés zu kombinieren ist nicht neu. In Taiwan eröffnete 1998 das erste Katzencafé. Von dort verbreitete sich das Konzept über Japan in die ganze Welt. Für die Besitzerin des ersten japanischen Katzencafés in Österreich, Takako Ishimitsu, ist es selbstverständlich, dass Menschen Kontakt zu den Vierbeinern suchen: „Wir brauchen Kontakt mit Tieren. Es ist unsere Natur.“ Ähnliches zeigt eine Studie der Uniklinik Ulm. Demnach kann der Kontakt zu Haustieren das Risiko für die Entwicklung stressbedingter Störungen in Großstadtkindern verringern. Menschen verspüren positive Effekte durch Tiere, aber kann das gleiche auch über Katzen gesagt werden? Sonja Hurter, eine Katzen-Verhaltensberaterin, sieht Katzencafés kritisch. Für sie bleibt fraglich, ob nicht eher der Profit im Fokus steht.
So funktioniert ein Katzencafé
In Ishimitsu’s Café im ersten Bezirk leben insgesamt sechs Katzen im Alter von zwei bis drei Jahren. Dort verbringen sie nahezu ihr gesamtes Leben. Wie in vielen anderen Tiercafés stammen die Katzen aus dem Tierschutz. Ishimitsu erzählt, dass die Auswahl in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden des Heims getroffen wurde: „Ich habe gefragt welche Katze für einen solchen Platz geeignet ist.“ Sonja Hurter bezweifelt, dass die Tierpfleger eine sichere Wahl treffen können: „Es gibt immer ein Tierheimphänomen. Also dass sich die Katze, weil sie nicht aus kann, ganz anders verhält“.
Erst wenn die Tiere zu alt oder krank werden, kommen sie in ein anderes Umfeld – Ishimitsu’s eigenes Zuhause. „Dort wohne ich mit den pensionierten Katzen“, beschreibt sie die Atmosphäre in ihrem Zuhause.
Raumgestaltung – Schön für Gäste, schlecht für Katzen?
Als Takako Ishimitsu ihr Café in Wien eröffnete, war das Konzept noch unbekannt. Auch die zuständigen Ämter mussten sich an das Thema herantasten „Eine Woche diesen Punkt, in der nächsten einen neuen. So haben wir das gelöst“, erinnert sie sich an die ständig neuen Forderungen der Stadt. Eine davon ist ein abgetrennter Ruheraum für die Katzen. In diesem Fall ein schrankgroßer Raum mit Sitzebenen an den Wänden und Katzenklos am Boden. Sonja Hurter kritisiert das stark: „Es sollte ein viel größerer Bereich sein mit einzelnen Rückzugskojen.“ Die Tiere sollten sich nicht nur vor Gästen, sondern auch ihren Artgenossen verstecken können.
Über den Ruheraum hinaus gleichen sich die meisten Katzencafés in ihrem Aufbau. Oft bestehen sie aus einem großen Gastraum, wie in jedem anderen Café. Auffällig sind die Körbchen, Spielzeuge und Kletterelemente, die nicht nur an Boden und Bänken, sondern auch an der Wand verteilt sind. Sonja Hurter sieht auch hier eine Verbesserungsmöglichkeit. Der Raum sollte unterbrochen werden, am besten mit Pflanzen. „Grün wirkt sehr beruhigend auf die Katzen“, erklärt Hurter und fügt hinzu, dass dabei auch Rückzugsorte entstehen. Rückzug als weisende Eigenschaft bei der Raumplanung sollte zudem auch die Möbel selbst und die Wandelemente einbeziehen. Hurters Devise: „Lieber das Café verkleinern und die Rückzugsmöglichkeiten vergrößern.“ Laut Ishimitsu verbringen die Tiere die meiste Zeit im Gastraum. Dabei stellt sich die Frage, ob das nicht den Mängeln am Ruheraum geschuldet ist. Für Hurter ist das gut möglich.

Nicht jede Katze ist Café-kompatibel
Ob eine Katze in ein Katzencafé passt, ist individuell. Eine große Rolle spielt dabei die Prägungsphase in den ersten Lebenswochen. Sie gibt vor, welche Gewohnheiten und Vorlieben eine Katze bildet. Da die Tiere oft aus dem Tierschutz stammen, kann die Sozialisierungsphase nicht wirklich nachvollzogen werden. Wird das falsche Tier in ein solches Umfeld gebracht kann es zu Angststörungen, Aggression und Krankheiten kommen.
Ebenfalls großen Einfluss auf das Verhalten der Katzen hat das Jagen. „Das ist kein Spiel. Das ist etwas Ernstes, wie für uns das Essen oder Schlafen“, erklärt Hurter. Auch hier können die Bedürfnisse zwischen den Tieren stark variieren. Manche Tiere jagen ausschließlich alleine, andere sind bereits durch Spielangeln befriedigt. Hier ist es essenziell, dass die Besitzer: innen der Cafés darauf achten, dem Jagdbedürfnis aller Tiere gerecht zu werden. Wenn nötig, nach den Öffnungszeiten.
Gäste – Gut für das Geschäft, schlecht für die Katzen?
Gastronom:innen freuen sich, wenn das eigene Geschäft gut besucht ist. Für Katzen in einem Tiercafé gilt das aber nicht immer. Denn die Interaktion zwischen Mensch und Tier kann schwere Folgen für die Tiere mit sich bringen. So könnten Gäste Bakterien und andere Krankheitserreger auf die Tiere übertragen. Aber bereits Parfüm kann zu Problemen führen. Starke Gerüche durch Handcreme oder Deodorants können an den Tieren haften bleiben. Hurter erklärt, dass das zu Schwierigkeiten bei der gegenseitigen Erkennung führen kann. Das kann zu Streit, Ausgrenzungen und Stress führen.
Aber Gäste können den Alltag der Katzen auch bereichern. Ishimitsu berichtet, dass vor allem Stammkunden unter den Katzen beliebt sind. Hurter sieht das als ein positives Zeichen: „Ich sehe das als eine Win-Win-Situation. Alles was mit Regelmäßigkeit zu tun hat, hilft der Katze“. Stammgäste können den Tieren Stabilität geben und ihr Leben in einem Katzencafé verbessern.
Ob ein Katzencafé artgerecht ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Darum ist es nicht möglich, Katzencafés als Ganzes zu verteufeln. „Bevor eine Katze jahrelang in einem Tierheim sitzt, ist ein Café ein eine gute Möglichkeit, ihr ein Zuhause für eine gewisse Zeit zu schenken“, meint Sonja Hurter. Richtig umgesetzt können Katzencafés eine Bereicherung für die Kaffeekultur darstellen und Menschen als auch Tieren einen sicheren Rückzugsort bieten. Dafür müssen jedoch die individuellen Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt werden.