Rein in die Klasse, weg mit dem Handy

Für Schüler:innen bis zur 8. Schulstufe gilt seit 1. Mai 2025 ein Handyverbot. Die Nutzung von Smartphones ist vom Eintreten in das Schulhaus bis zum Verlassen untersagt. Was macht das mit der Medienkompetenz von jungen Menschen?

Für Schüler:innen bis zur 8. Schulstufe gilt seit 1. Mai 2025 ein Handyverbot. Die Nutzung von Smartphones ist vom Eintreten in das Schulhaus bis zum Verlassen untersagt. Was macht das mit der Medienkompetenz von jungen Menschen?

Das Handyverbot soll soziale Kompetenzen fördern. – Foto von Yan Krukau auf Pexels

9:45. Die Glocke klingelt zum Pausenbeginn. Die Kinder holen nicht nur ihre Jause aus der Schultasche, sondern auch die Smartphones. Keiner redet miteinander. Es wird nur ins Handy geglotzt.

So schaut es seit 01. Mai an Österreichs Schulen nicht mehr aus. Der neue Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) hat eine Novelle erlassen. Laut dieser Verordnung dürfen Schüler:innen bis zur achten Schulstufe keine Smartphones oder ähnliche technische Geräte, die der Kommunikation dienen, im Unterricht oder in der Pause verwenden. Das Lehrpersonal kann Ausnahmen anordnen, wenn die Smartphones beispielsweise zum Erarbeiten der Lerninhalte eingesetzt werden.

In etlichen Schulen gab es bereits Regelungen zur Handynutzung. Die neue Novelle soll nun Direktor:innen bundesweit den Rücken stärken und laut Bildungsministerium „mehr Leben in die Klasse bringen“.

Analoge Möglichkeiten

77% der 5–17-Jährigen haben ein Smartphone. Um den handyfreien Alltag in der Schule zu erleichtern, sollten analoge Räume und Möglichkeiten für Schüler:innen geschaffen werden.

Eine Volkschullehrerin aus dem Tullnerfeld berichtet von Memoryspielen, Büchern oder Ähnlichem in der Klasse. Sie merkt an, dass vor allem in den ersten und zweiten Klassen noch viel miteinander gespielt wird. Von einem „Mufo“ – Multifunktionsraum – an der Schule, erzählt eine Volkschullehrerin aus Wien. Dieser bietet den Kindern mehr Platz für Bewegung. So werden an vielen Volkschulen bereits Möglichkeiten geschaffen, sich analog zu beschäftigen.

An Mittelschulen sieht das etwas anders aus. Die Soziologin Eva-Maria Schmidt, tätig am österreichischen Institut für Familienforschung, erklärt, dass es an Mittelschulen oft gar nicht so viel braucht. Schüler:innen würden viel eher in der Pause eine Runde spazieren gehen oder ruhige Räume brauchen, „um zum Beispiel den Stoff zu wiederholen.“

Das Handyverbot gilt auch bei Schulveranstaltungen und „schulbezogenen“ Anlässen. – Foto von CDC auf Unsplash

Förderung durch den Staat

Sowohl Schmidt als auch die Volkschullehrerinnen sind sich einig. Das Handyverbot ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es sorgt für eine allgemeine Entlastung der Direktor:innen und soll den Kindern und Jugendlichen helfen, sich wieder mehr auf den Unterricht zu fokussieren.

Allerdings reiche das aber nicht. Denn das Smartphone einfach wegzusperren kann im heutigen Zeitalter nicht der einzig richtige Ansatz sein. „Die digitale Welt gehört ganz grundsätzlich zur Lebenswelt von Kindern dazu“, sagt die Soziologin. Es sollte an der digitalen Kompetenz von Kindern gearbeitet werden. Die beiden Lehrerinnen fordern, dass Fächer wie digitale Grundbildung stärker gefördert werden sollten. Kindern sollte gezeigt werden, wie sie sichere Quellen erkennen oder wo man glaubwürdige Informationen findet. So kann die Medienkompetenz in Zeiten von Fake News und Online-Radikalisierung gestärkt werden. Laut Schmidt braucht es Räume, in denen Kinder diesen Umgang erlernen können: „Schon ab dem Kindergartenalter, jedoch in dem Rahmen, in dem es für ein bestimmtes Alter entwicklungspsychologisch angemessen ist.“ Es sollten allerdings auch Räume geschaffen werden, in denen man sich ohne Technologie beschäftigt und zurückziehen kann.

Verantwortung der Eltern

Diese Kompetenzbildung kann jedoch nicht allein in der Verantwortung von Bildungseinrichtungen liegen, so Schmidt. Auch Eltern sollten einen Beitrag dazu leisten, ihren Kindern einen sicheren Umgang mit den Smartphones zu ermöglichen. Hier dürfte man laut ihr allerdings nicht „den sozialen Druck und die Inkompetenz von vielen Eltern, was digitale Bildung betrifft“ unterschätzen. Der Staat sollte auch hier mehr Förderangebote entwickeln, um Eltern zu unterstützen.

Quellen:

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20241127_OTS0117/studie-zu-medien-nutzung-und-online-sicherheit-bei-kindern-in-oesterreich

https://www.bmb.gv.at/Themen/schule/zrp/dibi/saferinternet/faq_handy.html

https://orf.at/stories/3377260/#:~:text=Onlinenutzung%20steigt%20mit%20Alter&text=44%20Prozent%20der%2013%2D%20bis,Zw%C3%B6lfj%C3%A4hrigen%20sind%20es%2081%20Prozent.

Schule und Schulveranstaltungen: Handyverbot gilt mit vielen Ausnahmen – news.ORF.at